Damien erfuhr von einer ob der Nachfrage etwas erstaunt wirkenden Jenna, dass es nicht nur Pater Mallory gab, sondern daneben auch noch einen jüngeren Pater namens Phelps und Diakon mit Namen O´Leary gab. Daneben noch Mrs. Robichaux die Pfarrsekretärin, sowie einen Organisten, einen Gärtner und eine Putzfrau die von der Gemeinde beschäftigt wurden.
Mehr wissenswertes über den Fall war aus der jungen Frau aber nicht so ohne weiteres herauszuholen, ebenso wenig wie Damien wohl selbst ausgeplaudert hätte, was es an Details gab.
Zeit die Ermittelungen für den Augenblick erst mal zu den Akten zu legen.

Um genau zu sein so lange bis Damien vom ausdauernden Klingeln seines Handys aus dem Schlaf gerissen wurde.
03:48 Uhr informierte ihn das Display scheinbar mit einer gewissen Hähme, als er den Anruf entgegen nahm.
„Detective Scott?“, erkundigte sich eine fremde Stimme am anderen Ende der Leitung und fuhr dann fort als er dies bejaht hatte. „Officer Harris hier. Ich rufe an weil, sie in der Akte als Ermittler für diesen Mord durch Köpfen gestern geführt sind. Nun Sir, es scheint so, als hätten wir hier eine weitere Leiche für Sie!
57 Cornell Ave.“, nannte die Stimme am anderen Ende die Adresse. „Die Kollegen erwarten Sie bereits Sir!“, informierte der Officer Damien dann noch, ehe er sich verabschiedete und auflegte.

Da Damien sich in Chicago noch nicht auskannte, stellte er erst beim Eintreffen fest, dass es sich um eine recht noble Wohngegend nicht weit vom Seeufer entfernt handelte und auch nicht in direkter Nähe der Kirche lag.
Es handelte sich viel mehr um die Art von Wohngegend, wo ein Portier am Eingang des Gebäudes schon unliebsame Besucher fernhielt und wo die Miete für eins der Penthäuser weit über dem lag was er überhaupt verdiente.
Jetzt allerdings wurden Besucher und Schaulustige von Absperrband und Streifenwagen weiträumiger vom Eingang des Gebäudes ferngehalten, deren rotierende Blaulichter Damien den Weg wiesen.

Auf der Straße war aber erst einmal wenig ungewöhnliches zu entdecken, wenn man davon absah, dass der Bürgersteig mit Glasscherben übersäh war.
Gerade als er sich dem Absperrband näherte, hörte er seinen Namen rufen.




Mitten in der Nacht, im Winter, in Chicago zu irgendeinem Tatort zu müssen, gehörte definitiv zu den Seiten dieses Jobs auf die sie getrost verzichten könnte. Na ja, kam ja nun eigentlich auch eher selten vor und im Grunde, war sie ja nun auch selber Schuld. Sie hätte ja auf die Fotos der Spurensicherung warten können, dummerweise fand ihre Intuition aber Fotos viel zu langweilig und bestand darauf sich selbst ein Bild von Dingen zu machen, ehe sie unter Umständen geruhte aufzuwachen und da dieser neue Mord offenbar vom Opfer her sehr anders war als der erste…
.. warf sie in diesem Moment frierend, die Tür ihres Autos zu und wünschte sich aus tiefstem Herzen in ihr warmes, kuscheliges Bett zurück während sie über die Straße eilte.
“Damien!“, rief sie nach dem Cop, als sie seiner gewahr wurde, um ihn auf sich aufmerksam zu machen ehe er die Absperrung erreichte. “Hi! Das trifft sich gut, dass ich dich hier draußen schon treffe. Das spart mir lange Debatten ob ich reingelassen werde!“ Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu.
Eine Dienstmarke hatte sie nunmal nicht und manche Officer hatten in der Beziehung mehr als nur ein wenig einen Tunnelblick und schienen auch mit Vorliebe ihr Gesicht zu vergessen, wenn es darum ging, dass sie wissen könnten, dass sie eben auch fürs CPD arbeitete. Es gab nach wie vor eine Menge Cops auf die Psychologen ebenso abschreckend wirkten wie Pest oder Cholera.

Während sie die Straße überquerte bemerkte sie wie sich Damien aufmerksam umsah, auch wenn er das sehr unauffällig tat und sie machte es ihm einfach nach. Aber wenn es was zwischen den Cops, aus dem Schlaf gerissenen Anwohnern und den üblichen Schmeißfliegen an Tatorten ( Schaulustige und Reporter vornehmlich) zu entdecken gab, dann fiel es ihr zumindest nicht auf.

Scott nahm sie ohne viele Fragen zu stellen mit und hielt das Absperrband in die Höhe um sie durchschlüpfen zu lassen. Den finsteren Blick des Beamten der so keine Einwände mehr erheben konnte, ignorierte sie mit stoischer Ruhe, nur das Lächeln, was Damien eben noch abbekommen hatte, schien einen Moment zu erstarren, bis sie den Kerl hinter sich gelassen hatten. Das würde wohl nie aufhören.
Im Foyer angekommen schlug sie den Kragen ihres Mantels runter und konnte einen leisen Laut des Behagens nicht unterdrücken wieder im Warmen zu sein.
Damiens Frage entlockte ihr ein Lachen und ein Kopf schütteln, was die braunen Locken, die - ganz anders als tagsüber - ihr Gesicht umrahmten fröhlich wippen ließ: “Echt? Du glaubst doch nicht das die Jungs da draußen lieber mir Informationen geben, als einem von Ihnen?“ Ernster fuhr sie dann fort: “Bisher weiß ich nur, dass es wohl einen neuen Kopflosen gibt … bzw. einen neuen Kopf wohl eher.“ Angewidert verzog sie das Gesicht. “Aber was das Opfer mit unserem Ersten zu tun haben könnte, wenn überhaupt … oder wer das Opfer ist…“ Sie zuckte mit den Schultern. “Ich geh mal davon aus, dass die Spurensicherung schon oben ist und mehr für uns weiß.“
Vor dem Fahrstuhl informierte ein weiterer Beamter sie, dass sie ins Penthouse mussten, nach dem Damien erneut seine Marke vorgezeigt hatte.
Hinter ihm schlüpfte sie in die Fahrstuhlkabine und drückte den Knopf fürs oberste Stockwerk.
“Marc?“ Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. “Ich denke der kommt etwas später nach. Der hatte ja eh schon Doppelschichten hinter sich und wir waren vorhin auch noch mal bei dieser Kirche, nachsehen ob auch alle Steine brav auf dem Dach standen.“ Klang lächerlich, wusste sie ja selbst. “Also wenn es tatsächlich ein Gargoyle ist, dann stimmt zumindest schon mal das mit dem „nach Sonnenuntergang lebendig“ nicht. War also komplette Zeitverschwendung!“
Neugierig blickte sie ihren Begleiter jetzt von der Seite an: “Ich weiß ja, warum ich sowas wie einen Gargoyle nicht ausschließen kann, aber du?
Du bist erstaunlich gelassen bei der Idee! Und du hast uns auch nicht für wahnsinnig erklärt. Warum?“

Damien schien zu Zweifeln was seine Zugehörigkeit zu den hiesigen Cops betraf. Mit einem schrägen Grinsen tippe sie gegen seine Marke, die an seiner Hüfte (Brust? ) befestigt war. “Du hast es doch sogar schriftlich! Und auf jeden Fall bist du nicht "der Feind"!“ Sie grinste schräg. Sie hatte eben einfach das Problem dem falschen Berufszweig anzugehören, in den Augen vieler Cops. Angenehmerweise schien Damien selbst aber nicht generelle Probleme zu haben mit einem Psychologen zusammen zu arbeiten. Das war doch schon mal was!

Sie konnte nicht anders als zustimmend zu nicken und gleichzeitig über den Milchvergleich zu schmunzeln. “Stimmt schon, aber das ist das dumme bei diesem Legendenkram… man muss immer erst mal rausfinden, was davon der wahre Teil ist!“ Nach dem was sie jetzt wussten, konnten diese Dinger also genau so gut auch am Tage darunter kommen.
… Oder aber es ging gar nicht um eins dieser Steindinger selbst sondern sie waren nur Abbilder von so einem Vieh, was irgendwo anders versteckt war? Der Gedanke war sehr spontan in ihrem Kopf aufgetaucht und benötigte definitiv noch weiterer Begutachtung, ehe sie den aussprechen wollte.

Sie wäre wohl aber nicht sie selbst wenn sie nicht die Fahrt im Aufzug genutzt hätte um ihr Gegenüber ein bisschen besser kennen zu lernen.
Aufmerksam blickte sie Damien an während der sprach, ohne ihn zu unterbrechen und nur mit einem kurzen Schulter zucken zu dessen Vermutung Marc hätte schon ähnliches gesehen. Wenn Damien etwas von oder über Marc wissen wollte, musste er den schon selbst fragen, hieß die Geste unschwer erkennbar.
Insgeheim fragte sie sich gleichzeitig ob Damien sich bewusst war, dass sie danach gar nicht gefragt hatte. Mit schrecklichen Anblicken umzugehen musste wohl jeder Soldat und auch jeder Cop lernen und sie gab ihm sehr recht, wer da keinen Weg für sich fand, der ging unter. Das war etwas, was sie aus ihrer Praxis nur leider zu genau wusste. Vielleicht war das der Grund warum sie bei seiner Betrachtung zu dem Schluss kam, dass er gar so abgebrüht wie er tat doch nicht war. Aber sowas gehörte zu den Dingen die man wohl keinem Mann ins Gesicht sagen sollte. Daher nickte sie nur zu seinen Ausführungen.
Erst als er von Gott sprach, zuckten ihre Augenbrauen ein wenig in die Höhe und sie schüttelte den Kopf: “Das seh ich anders! Besonders seit dem allen hier. Ich denke diese „Ungeheuer“ sind ein Beweis, dass es auch sowas wie einen Gott gibt, wie auch immer du ihn nennen willst. Immerhin scheint es ja auch die andere Seite zu geben!“ Soweit zumindest ihre private Philosophie. Wenn sie nur an das Böse glaubte, was sie schon gesehen hatte, dann würde sie wohl an der Welt verzweifeln und DAS hatte sie sich schon verboten, als sie eigentlich noch viel zu jung für solche Gedanken war.

Es gab ein leises Bing als die Fahrstuhltüren sich wieder öffneten. Sie verließen den Fahrstuhl und sie beugte sich im Gehen ein wenig zu Damien hinüber, um so leise sprechen zu können, dass die umherwuselnden Spurensicherer nicht zuhören konnten.
“Nebenbei: So schlimm fand ich deinen Humor bisher gar nicht!“ Sie zwinkerte ihm aufgeräumt zu und bog dann um die Ecke in den eigentlichen Hauptraum des Penthauses.
“Ach du Sch****!“ entfuhr es ihr spontan bei dem Anblick der sich ihnen bot. Die großen Fensterfronten an beiden Seiten des großzügigen modern eingerichteten Wohnraumes waren praktisch nicht mehr vorhanden. Ähnlich wie unten auf der Straße lagen auch hier überall Scherben, besonders vor dem der Straße abgewandtem Fenster.
Der helle – sicher sehr teure - Teppichboden war überall von braunrotem Blut verschmutzt und auch an den Wänden gab es mehr als genug von der roten Flüssigkeit. Irgendwo im Fenster der vorderen Front war ein großer Glaszacken stehen geblieben von dessen Spitze sie die toten Augen eines Mannes anzustarren schienen.

“Dr. Morgan!“ Ein Mann in den typischen Schutzanzügen der Spurensicherung kam durch den Raum auf sie zu, sorgsam alle Pfützen vermeidend. “Guten Morgen!“ Er musterte ihren Begleiter und drückte ihnen gleichzeitig schon Handschuhe und Überzieher für die Schuhe in die Hand. “Haben Sie einen neuen Partner?“
Sie nickte zustimmend. “Damien Scott. Ethan Walker.“, stellte sie die Männer vor. “Mr. Walker ist der Leiter der Spurensicherung.“, wandte sie sich dann erklärend an Damien und überließ dem das weitere Gespräch, um erst mal Schuhe und Hände tatorttauglich zu verpacken und sich dann im Raum umzuschauen, begonnen bei dem was sie von ihrem Opfer noch da hatten.

“Ich glaube einfach nicht, dass sie ihm egal ist!“ Was das anging, hatte sie ihren ganz persönlichen „Beweis“ immer wieder vor Augen. Aber für eine philosophische Grundsatzdiskussion war eine Aufzugsfahrt einfach zu kurz und vermutlich war es auch etwas zu vertraut, für jemanden den man gerade mal 24 Stunden kannte, auch wenn sie der Meinung war, dass sie gut daran taten einander rasch kennen zu lernen.

Seine Skepsis ob sie wirklich mit seinem Humor zurecht käme, ließ sie einfach mal unkommentiert und begnügte sich damit ihn zum Lachen gebracht zu haben. Zu einer Erwiderung wäre sie ohnehin nicht mehr gekommen, da sie ihren „Tatort“ erreicht hatten.

Sobald sie sich mit Überschuhen und Handschuhen ausgestattet hatte, überließ sie Damien und Walker ihrem Gespräch und „spazierte“ scheinbar ziellos durch den Raum, sorgsam darauf bedacht nicht versehntlich auf irgendwelche Scherben oder in irgendeine Blutpfütze zu tapsen.
Nur als sie Marcs Stimme von der Tür hörte hielt sie kurz inne und hob grüßend die Hand, ehe sie auf die große Regalwand im Hintergrund zutrat und davor in die Hocke ging um die heruntergefallen Fotos und den restlichen Kram der offensichtlich mal auf dem Regal gestanden hatte zu betrachten.


Ethan Walker

Er nickte dem Cop grüßend zu - Hände schütteln gewöhnte man sich in seinem Job ab und folgte dann dessen Blick zu dem aufgespießten Kopf. “Ja, abgerissen! Ziemlich brutal sogar, wenn man sich den zerfetzten Wundrand und die Bruchstelle der Nackenwirbel ansieht!“ Marc betrat den Raum und auch der bekam ein Nicken. “Marc, hallo!“
Auf die Frage der beiden Detectives nach dem Opfer, nickte er. “Jakob Reed. Das hier ist … oder mehr war seine Wohnung!“ Er reichte Damien einen Klarsichtbeutel mit dem Führerschein des Toten darin und warf anschließend einen finsteren Blick durch den Raum. “Mehr von ihm war hier nicht zu finden. Abgesehen von jeder Menge Blut. Natürlich müssen wir erst noch überprüfen ob das wirklich von ihm ist, aber erst einmal weißt nichts auf etwas anders hin.“

Ethan Walker

Er war es gewohnt, dass die meisten Cops ihn mehr oder minder mit Fragen „bombadierten“. Da war dieser Tatort hier keine Ausnahme, besonders, da sich bei so einem Anblick wohl jedem Herrscharen von Fragen aufdrängen mussten. Er war es also gewohnt so etwas der Reihe nach abzuarbeiten. Deswegen schüttelte er zunächst auf die Frage nach Gegenständen etwas ratlos den Kopf: “Nun hier liegt einiges herum, ob irgendetwas davon nicht in diese Wohnung gehört, wird sich noch herausstellen müssen. Auf jeden Fall ist uns hier nichts direkt ins Auge gesprungen!“ Die Beiden kannten das doch sicher schon, seine Arbeit brauchte eben immer eine gewisse Zeit. Dann wandte er sich Damien zu: “Nun ich habe mich wohl nicht genau genug ausgedrückt, als ich sagte es sei „nichts“ vom Körper zurück geblieben. Wir haben Teile des – vermutlich – Darms von der Decke abkratzen können und die meisten Blutlachen scheinen mit Kochensplittern durchsetzt zu sein. Aber eben keine weiteren Körperteile! Warum das aber so ist…“ So ruhig und ungerührt er die scheuslichen Details wiedergegeben hatte so ratlos sah er jetzt aus! Einen Reim auf diesen Tatort machen konnte er sich bisher einfach nicht.
Die Frage nach einer Überwachungskamera ließ ihn sein Gegenüber erstaunt ansehen: “Wer hat denn Überwachungskameras IN seiner Wohnung?
Nein! Wir haben allerdings die Bänder der Kameras aus Foyer und Aufzug gesichert. Wird aber ein bisschen dauern die durchzusehen.“
Einer seiner Kollegen rief nach ihm, der Hilfe wollte um den Kopf aus den Glassplittern zu bergen, darum entschuldigte er sich für den Moment bei den beiden Polizisten, zu der Identität des Toten konnte er ohnehin nichts sagen. Das zu ermitteln war doch eher der Part der Polizisten selbst.




Aus dem Gespräch hielt sie sich nach wie vor heraus, sie warf nur einen gleichermaßen besorgten wie angeekelten Blick zur Decke hinauf, die aber an dieser Stelle glücklicherweise sauber war. Das würde ihr noch fehlen, irgendwelche Innereien, die auf sie herunter fielen.

So beruhigt konnte sie weiter die auf dem Boden liegenden Bilder betrachten. Einen Hinweis, dass das Opfer nicht allein hier lebte gaben diese aber nicht. Dafür fand sie etwas anderes, was dafür sorgte, dass sie Marcs Frage beantworten konnte oder eher eine seiner Fragen.
“Er war Architekt!“, antwortete sie daher von ihrer Raumseite aus und erhob sich, eine modern wirkende silberne „Skulptur“ aus verschieden großen und geschwungenen Dreiecken in der Hand (natürlich hat sie Handschuhe an), mit der sie zu den Männern hinübertrat nachdem Ethan an anderer Stelle im Raum gebraucht wurde.
„Architekt des Jahres 2013
Michael Stanford“
konnten sie auf dem Sockel des Gebildes lesen.
“Da liegen auch einige Fotos von unserem Opfer, offenbar von der Preisverleihung, von verschiedenen Gebäuden – unter anderem von diesem hier - und auf Baustellen!“
Schien als hätte Stanford für seinen Job gelebt, zumindest nach dem was er in einen Regalen stehen hatte.
“Also Jungs … Preisfrage: Was hat ein Architekt aus Uptown mit unserem Küster gemein?“

Während sie in den Scherben herumstocherte, die eben noch jemandens Erinnerungen an sein Leben waren, hörte sie mit halben Ohr zu was ihre Begleiter besprachen. Sie würde wohl nie in der Lage sein gelassen hin zu nehmen wenn sie vor den Trümmern eines Lebens stand und war ganz froh für einen Moment nicht in die Gespräche eingebunden zu sein, so dass sie erst einmal wieder mit sich ins Gleichgewicht kommen konnte.

Dennoch hielt sie für sich fest, dass wohl kaum ein „normaler“ Mörder, einfach so im Penthouse eines 20stöckigen Gebäudes durchs Fenster kommen würde. Punkt für einen übernatürlichen Täter. Einen Fliegenden wohlmöglich. Punkt für Gargoyle.
Aber das waren Dinge die sie lieber besprachen, wenn nicht die halbe Spurensicherung zuhörte.

Ob dieser Architekt etwas mit der Kirche zu tun hatte, würde sich vermutlich erst morgen früh überprüfen lassen, dass Damien sich aber sofort für seine Mutmaßung bezüglich der Blutgruppe rechtfertigte entlockte ihr ein Lachen. “He immer mit der Ruhe! Es hat dir doch keiner widersprochen!“ Sie tauschte einen Blick mit Marc, ehe sie sehr viel leiser fortfuhr: “Wäre nun auch wirklich nicht das verrückteste was wir bisher hatten!“ Vielleicht konnte so ein Gargoyle ja riechen wer das für ihn passende Blut hatte oder etwas derartiges.

Sie warf einen Blick durch den Raum, die Spurensicherung würde hier noch eine Weile zu tun haben, aber den Bericht würden sie dann schon bekommen.
“Was haltet ihr von nem Kaffee?“, wandte sie sich daher ihren Begleitern zu. “Irgendwo, wo wir ungestörter sind und wo ich nicht unbedingt zusehen muss, wie ein Kopf von einer Scherbe gepflückt wird, wäre toll!“

Damien

Ah, der Pater! Schon wieder die Kirche. Aber wahrscheinlich hatte Marc recht. Allerdings …
„Und wenn der Täter alle Kirchen durchmacht? Also, sich von jeder Kirche jemanden vornimmt?“
Tess mit einem Auge zuzwinkernd zuckte Damien grinsend mit den Schultern und schnalzte mit der Zunge, sagte aber nichts weiter. Widersprochen hatte keiner, nein. Als sie dann aber vom ‚Verrücktesten‘ sprach, spitzte er doch die Ohren.
„Was?! Hattet ihr auch schon Vampire oder sowas hier?“ flüsterte er ebenfalls. Denen würde er die Blutsache zumindest zutrauen, wenn auch nicht, daß der ganze Körper gefressen wurde.
Sich weiter an einem anderen Ort zu besprechen, fand Scott auch begrüßenswert und er tat es Marc an der Tür mit Handschuhen und Schuhüberziehern gleich. Es lief sich dann auch auf dem Steinboden doch gleich besser als auf dem sabbschigen Teppich.
In dem von Lawrence vorgeschlagenen Café nahmen sie Platz und Marc bestellte auch gleich für alle Kaffee. Keiner der beiden anderen sagte etwas und Damien riß nicht die Klappe auf. Nachdem die Kaffees auf dem Tisch standen, sprach der andere wieder und Scott senkte den Kopf, um nicht zu deutlich sein Grinsen zu zeigen, als Marc von ‚Mr. G.‘ sprach. Obwohl sie nichts an den Figuren der Kirche gefunden hatten, schien Lawrence davon überzeugt zu sein, daß eine solche Figur etwas mit den Taten zu tun hatte. An einen Fallschirmspringer glaubte Scott allerdings auch nicht. Ein Fallschirm wäre sicher vor dem Haus gefunden worden, falls der Täter in vorher abgeschnallt hatte, aber wie hätte er dann durch das Fenster kommen sollen, und wäre jemand MIT Fallschirm in das Zimmer, hätten sich ganz sicher irgendwelche Fasern an den Spitzen der am Fenster übriggebliebenen Scheiben verfangen.
„Glaubt ihr sicher daran, daß es ein Mr. G. war? Gibt’s nicht noch andere Dinge, die es gewesen sein können? Falls nicht, sollten wir wohl alle G.s an allen Kirchen checken.“ Dabei sah er Marc betont an.
„Es gibt aber sicher auch genug Leute, die solche Figuren sammeln …“
Und es gab noch eine Sache, die ihm komisch vorkam. „Warum nicht der Kopf?“ fragte er. „Ich meine, warum wird der Kopf nicht gefressen und warum ist er so ‚unbeschädigt‘?“ Er hob ratlos die Hände. „Es gibt Dörfer in Afrika und im Nahen Osten, da werden Ziegen- oder Rinderaugen als Delikatesse gegessen. Ganz zu schweigen vom Hirn …“ Sowas hatte er zumindest selbst schon gegessen, zwar vom Kalb oder Schwein, aber so viel anders konnte menschliches Hirn auch nicht sein. Und bestimmt gab es auch Stämme, die das Hirn des Feindes aßen, um so seine Weisheit aufzunehmen.



Etwas worauf man sich bei Marc immer verlassen konnte: Er wusste egal wo man in dieser Stadt gerade war, immer wo das nächste Café war, das brauchbaren Kaffee servierte. Vielleicht galt das aber auch generell für alle Cops, die erst mal eine gewisse Zeit in dieser Stadt gearbeitet hatten. Wie dem auch sei, auf jeden Fall war es sehr praktisch.

Nachdenklich den Überlegungen der beiden Männer lauschend folgte sie ihnen aus der Wohnung auf die Straße, nicht ohne Handschuhe und Tatortschuhe losgeworden zu sein.
Auf Damiens halblaute Frage nach Vampiren schüttelte sie den Kopf: “Nein, Vampire nicht wirklich…“ Sie warf Marc einen Seitenblick zu und entschied dann das dies kein Thema für sie war, er sollte schön selbst entscheiden was er seinem neuen Partner wann erzählen wollte. “Überraschend würden mich die aber auch nicht mehr so wirklich!“, fuhr sie daher nur, wieder an Damien gerichtet fort und verzog zugleich das Gesicht. Das ihr Vampire aber nun gerade zu ihrem Glück fehlten würde sie nun sicher auch nicht behaupten.

Auch wenn es nur ein kurzes Stück zu Fuß bis zu besagtem Café war, war sie sie doch froh aus dem eisigen Wind und den schon wieder umhertanzenden Schneeflocken wieder heraus zu kommen und streckte sich wie ein Kätzchen was einen Platz am Kamin gefunden hatte, als sie am Tisch und vor allem wieder im Warmen saßen. Auf förmliche Aufmachung hatte sie mitten in der Nacht dankend verzichtet und schmale Rollkragenpullover tat ein übriges wenigstens eine Illusion von Behaglichkeit in ihr am Leben zu halten und auch um sie sehr viel weniger streng und weiblicher als tagsüber aussehen zu lassen. Mehr Tess weniger Psychologin könnte man wohl sagen.
Sie schwiegen bis vor jedem von ihnen eine dampfende Tasse mit Kaffee stand. Sie bezahlte die drei Kaffee sofort, inklusive Trinkgeld, so konnten sie sicher sein, dass die Bedienung sich nicht groß für sie interessieren musste, aus Sorge sie könnten die Zeche prellen wollen, und sie konnten sich in Ruhe weiter unterhalten.

Sie lachte leise als Marc ihren „Verdächtigen“ lieber als Mr. G bezeichnete und schüttelte instinktiv den Kopf zu einem Fallschirmspringer. So wahnsinnig ein Gargoyl auch sein mochte, einen fallschirmspringenden Mörder hielt sie für viel unwahrscheinlicher.
Ob es sicher ein Gargoyl war? Sich zuckte mit den Schultern, sicher war sie sich da keineswegs, wie auch alles was sie bisher hatten waren Vermutungen, aber Marc schien überzeugt und sie hatte feststellen können, das es im Zweifel keine schlechte Wahl war seinem Bauchgefühl zu vertrauen.
Das Damien alle Kirchen mit Gargylen überprüfen wollte ließ sie dann aber den Kopf schütteln. “Da wird es kaum Kirchen geben. 1871 ist bei einem Brand praktisch die gesamte Innenstadt zerstört worden, darum gibt es kaum Gebäude die älter sind und ich glaube da waren Mr G. dann schon nicht mehr so richtig in Mode.“ Sie zuckte mit den Schultern: “Ich hab so eine Touristen-Stadtrundfahrt mitgemacht, als ich zum Studium hergekommen bin.“, setze sie erklärend hinzu. Sie hatte einfach ein bisschen was über ihr neues zu hause wissen wollen.
Ob es Sammler für solche Skulpturen gab und wenn ob dann in Chicago, da allerdings war sie vollkommen überfragt, sollte doch aber ggf. sicher heraus zu bekommen sein.
Sie gab Milch in ihren Kaffee und blickte einen Moment lang fasziniert die Schlieren an die sich bildeten bis die Flüssigkeiten sich zu einem einheitlichen hellbraun vermischten.
“Das Hirn hat er doch aber gar nicht gegessen! Ich denke es sind Trophäen!“, beantwortete sie Damiens Frage nach den Köpfen. “Der überwundenen Feind wird präsentiert. Die Köpfe von Verbrechern sind schon im Mittelalter häufig zur Abschreckung auf den Stadtmauern zur Schau gestellt worden. Abgeschlagene Köpfe feindlicher Feldherren wurden vor den Siegeszügen ihrer Bezwinger hergetragen. Und heute denkt mal an Jäger, die die Köpfe erlegter Tiere an ihre Wände hängen. Ich habe triumphiert, bewundert mich, fürchtet mich, ich stehe über euch, legt euch nicht mit mir an.“ Sie bemerkte das sie anfing einen Vortrag zu halten und ihre Wangen färbten sich in einem verlegenen Rot. “Na ja, zumindest würde ich euch das sagen, wenn es um einen „normalen“ menschlichen Täter ginge.“
Bei einem mutmaßlichen Gargoyl … ließ sie schon die ganze Zeit schon eine andere Frage nicht los: “Aber … wisst ihr was ich nicht aus dem Kopf bekomme: Den Küster als Opfer „verstehe“ ich ja noch … also irgendwie… Er war nachts allein auf der Straße unterwegs … ein leichtes Ziel. Aber egal ob Mr G. nun nach einer bestimmten Religion oder Blutgruppe oder wegen mir auch Haarfarbe oder sonst etwas sucht … in dieser Millionenstadt da wird doch ein leichteres Opfer zu finden sein, als das für das man erst durch eine Panoramascheibe krachen muss!“ Fragend blickte sie von einem zum anderen. Für sie ließ das eigentlich nur einen einzigen Schluss zu…