6.15 p.m.



Tessas Sorge galt, angesichts der späten Uhrzeit, natürlich ihrer kleinen Tochter. “Debbie ist bei meinen Eltern.“ erwiderte er. Er würde ihr später erzählen, was tagsüber passiert war. Tess schickte Jenna zuerst nach oben und als er nach unten schaute, sah er, dass sie nur ein Bein belastete. “Was ist passiert?“ wollte er besorgt wissen. Doch die Antwort kam auch so von Tess. Marc schnaufte durch. Alles halb so wild auf der einen Seite. Es hätte schließlich schlimmer kommen können. Andererseits … wie konnte man nur so blind und naiv durch einen solchen Gang laufen?

Wie dem auch sei, erstmal mussten die drei da unten wieder raus. Damien gelang es, die Klappe soweit runterzudrücken, dass die Rettungsaktion starten konnte. Sie mussten sich beeilen, denn ewig würde er das heftige Gewicht der Klappe nicht ohne weiteres halten können, auch wenn er von oben drückte.

Damien baute sich wie ein Klettergerüst auf und Jenna gelang es recht flink, an ihm hinaufzuklettern. Er brauchte ihr nicht einmal helfen. “Willkommen zurück.“ scherzte er.

Jenna verlor keine großen Worte, legte sich auf den Bauch und wollte Tessa hinaufhelfen. Erwartungsvoll blickte er nach unten.
“Komm, du schaffst das…“ animierte er sie sanft.





Natürlich wollte Teresa erstmal wissen, wo ihre Kleine war. Der Typ da oben gehörte offenbar zu ihr, sonst wäre das Kind nicht bei seinen Eltern. Also war das ihr Mann, denn sie erinnerte sich, dass die Kleine zu ihren Großeltern gebracht werden sollte. Aber warum hatte sie ihr das vorhin nicht gesagt?
Oder lebten die gerade in Trennung? Das wäre eine mögliche Erklärung. Oh, heißes Thema… Aber von weiblicher Neugier abgesehen, ging sie das auch nichts an.

Sie wurde auch von Damiens Worten abgelenkt. “Ist das jetzt gut oder schlecht für mich?“ wollte sie grinsend wissen. Die Erleichterung siegte momentan über alle anderen Emotionen. Deshalb bekam er noch einen Schlag in die Seite, als er genau dieses Thema später aufgreifen wollte. “Vergiss es, Tiger.“
Dass Damien sie bei Marc als alte Freundin bezeichnete, liess sie auflachen. “Auch darüber sprechen wir noch…“ drohte sie spaßeshalber. Natürlich war "alt" nicht im Sinne von alt gemeint, aber dennoch bestand dringend Gesprächsbedarf .. und manch anderer Bedarf auch.

Teresa meinte, sie sollte zuerst gehen. Allerdings hielt Jenna das wegen ihres Knöchels keine so gute Idee. “Soll ich nicht lieber von unten schieben?“ Aber vielleicht wollte sie auch keinesfalls mit dem da oben allein sein? Verdammt, ihre Neugier flammte extrem auf.

Damien durchbrach ihre Gedankengänge. Sie wollte auch endlich raus hier. Also stieg sie mit einem Fuß auf Damiens muskulösen Oberschenkel. Es kribbelte schon wieder durch ihren ganzen Körper, als hätte sie einen Stromschlag bekommen. Aber genau das beflügelte sie auch. Flink wie das betitelte Kätzchen kletterte sie an Damien nach oben. Die kleinen Fugen in den Steinen der Klappe waren nicht wirklich ein Halt, aber flink konnte sie nach oben huschen. Dort legte sie sich an den Rand der Klappe und streckte die Arme nach unten.
“Komm, Teresa. Mit dem gesunden Bein auf Damien, den Rest zieh ich dich hoch.“

6.35 p.m.



Marc sah, wie es Tessa förmlich besser ging, als sie wusste, dass ihre Kleine in Sicherheit war. Beides zauberte auch ihm ein leichtes Lächeln aufs Gesicht. Wohl wissend, dass auch Tessa gleich in Sicherheit sein würde.

Als sie oben angekommen war, leuchtete sie mit seiner Taschenlampe nach unten. So konnte er eine Hand nach unten strecken, um Damien hochzuhelfen. Aber sein Plan konnte nichts werden…
“Und wer drückt die Klappe runter, während du sie loslässt?“
Kurz überlegte er.

“Jenna, wir drücken mit den Beinen die Klappe runter.“ gab er erste Anweisungen. “Dann kannst du dich auf die Klappe hieven?“ Marc blickte nach unten. Die Anstrengung war Damien ins Gesicht geschrieben, aber auch seine Beine schrien schon langsam nach Erlösung.
“Eigentlich brauchst du dich nur auf den … ähm … Präsentierteller zu legen. Wir lassen dann langsam die Klappe hoch. Schaffst du das, Kumpel?“
Marc wusste, dass das leichter gesagt war, als es getan war. Die Fugen der Klappe, die ja wie der Boden aussah, gaben nicht wirklich her, dass man sich mit den Fingern daran festkrallte.
“Tessa, kannst du …“ sprach er zeitgleich mit Jenna, liess sie dann aber ihren Plan aussprachen. Vielleicht war der ja besser, als seiner.





Jenna hatte Mühe, ihr Grinsen über den "Tiger" zu verbergen. Es gelang ihr vermutlich auch eher schlecht, als Recht, aber im Grunde war es ihr auch egal. Sollten die beiden anderen doch denken, was sie wollten. Allerdings wurde ihr warm, als Damien eine eindringliche Unterhaltung anbot. Sie beide allein wussten, was er damit meinte. Und das liess ihren Puls in die Höhe schießen.

Auch Teresa gelang es schliesslich, mit ihrer Hilfe, ihrem Gefängnis zu entrinnen, was Jenna erleichtert aufatmen liess. Auch wenn sie mit ihrer Leidensgenossin mitgelitten hatte, als diese ihren verknacksten Knöchel belasten musste.

Nun bekam Damien da unten in dem Loch exklusives Licht. Jenna überlegte kurz, wie er wohl hochkommen würde, aber da sie nun von oben helfen konnte, die Klappe nach unten zu drücken, würde es wohl gehen.

Aber man musste ihn hochziehen. Irgendwie.
Marc sagte, wie er sich die Rettungsaktion vorstellte. Sie nickte langsam. So könnte es gehen, er musste nur irgendwas zum Festhalten haben.
“Teresa kannst du ….“ sprach sie zeitgleich mit Marc und grinste. Dieser liess ihr dann den Vortritt.
“…vielleicht meine Jacke als Seil missbrauchen? Daran kann er sich dann festhalten…“
So müsste es doch gehen… Schade, dass Teresa ihren Mantel in der Bibliothek hatte liegen lassen, der wäre praktischer gewesen. Aber nun musste es eben so gehen.

6.45 p.m.



Mit aller Kraft drückte Jenna mit ihren Beinen die steinerne Platte nach unten. Der Mechanismus hatte es in sich. Sie biss sich auf die Unterlippe, während sie zusah, wie sich Damien nach oben schraubte.

Mit Hilfe der Jacke gelang es ihm, den finsteren und stickigen Keller zu verlassen. Ihre Beine gaben aber auch langsam nach. Das gab Morgen sicher Muskelkater. Morgen, schwor sie sich, mach ich nichts. Gar nichts.. Sie wusste jedoch, dass es Dinge im Leben gab, die einem ungeahnte und nahezu unmenschliche Kräfte gaben. Vermutlich hätte sie wirklich so lang durchgehalten, bis Damien endlich oben war.
Schliesslich lag Damien auf dem Rücken und keuchte wie ein Ochse. Schon überzog ein Grinsen Jennas Gesicht.

"Jetzt oder später?“

Mit schelmischem Gesichtsausdruck sah sie Damien an, der wie ein Käfer auf dem Rücken lag. Er konnte sich ihre Gedankengänge sicher bildlich vorstellen. Oh, allein wäre die Gelegenheit tatsächlich mehr als günstig…





Marc kam nicht umhin, über Damiens Grunzen zu Grinsen. Alles fiel ihm leichter, seit Tess wieder an der Oberfläche war. Der verstauchte Knöchel würde heilen und er würde ganz sicher seinen Beitrag dazu leisten. Und wenn sie sonst nichts weiter plagte, als vielleicht die langsam aus dem Boden kriechende Kälte, konnte er durchatmen. Selbst gegen die Kälte würde er höchstpersönlich ein Mittel finden. Auch dieser Gedanke liess ihn erneut grinsen.

Das verging ihm allerdings auch wieder, als er sah, wie Damien sich gegen den schweren Mechanismus der ebenso schweren Platte stemmte. In diesem Moment wollte er wirklich nicht mit ihm tauschen. Gemeinsam mit Jenna war es gerade so erträglich, diese Platte nach unten zu drücken. Viel länger hätten sie es aber auch nicht mehr durchhalten können.

Als er es endlich geschafft hatte, oben anzugelangen, streckte Marc seine Beine aus, um sie zu entspannen. Er sah das wie Damien, nochmal brauchten sie sowas wirklich nicht.

“Geht’s euch gut, Mädels?“ wollte er wissen und liess die Blicke zwischen Tessa und Jenna hin und hergleiten.
“Wie seid ihr überhaupt hierhergekommen?“

Marc sah mit besorgtem Blick zu, wie sich Tess langsam wieder auf ihre Beine schraubte. Er wäre gern zu ihr gegangen, um ihr aufzuhelfen, aber der schmale Weg, der sich zwischen Klappe und Wand befand, war auf einer Seite von Jenna versperrt und auf der anderen von Damien. Das letzte, was er wollte, war, auf die Klappe zu treten. Aber Tess schaffte es allein. Sobald sie wieder draußen waren, würde er sich ihren Knöchel genauer ansehen. Denn natürlich würde sie jetzt und hier nicht zugeben, dass es ihr Probleme bereiten würde, hier rauszumarschieren. Außerdem waren die Lichtverhältnisse hier alles andere als ausreichend. Er würde sich das später ansehen, notfalls trug er sie eben raus.
Nochmal wollte er so eine Anspannung auch nicht durchleben. “Meinetwegen können sie draußen an der frischen Luft bleiben.“ kommentierte er grummelnd Damiens Worte, dass er gespannt sei, was die beiden sich als nächstes einfallen lassen würden.


Eine Tür in der Krypta ansehen hieß aber nicht, sich in einem Labyrinth zu verirren. Marc runzelte die Stirn. “Und da musstet ihr kilometerweit in ein Labyrinth laufen?“ hakte er mit skeptischen Blick nach.
Der Vorschlag, erstmal rauszugehen, war jedenfalls das Beste, was er in den letzten 10 Minuten gehört hatte. “Das sollten wir tun. “ stimmte er zu.

Damien wollte sie allerdings allen Ernstes vorschicken und er konnte sich gut vorstellen, was seinem Partner im Kopf herumspuckte. Nunja, er hatte da nichts zu sagen und konnte nur warten, bis die beiden soweit zur Seite getreten waren, dass er an der unheilvollen Klappe vorbeigehen konnte. Dort griff er nach Tessas Hand. “Gehen wir….“ sagte er und beobachtete, ob sie gut gehen konnte, anderenfalls war da ja noch der Plan B mit dem Tragen.





Theresa kam, wenn auch mühevoll, wieder auf die Beine und auch sie sah zu, von der finsteren Klappe wegzukommen. Der Gang war nicht breit, aber einen Meter von der Klappe entfernt stand sie schon entspannter. Auf Damiens Antwort grinste sie nur. Von dem finsteren Loch wollte sie weg, obwohl es durchaus seine Reize hatte, hier auch mal … aber ein andermal.

“Alles gut.“ beantwortete sie Damiens Frage, wie es ihr ginge. “Mehr Schreck als alles andere.“

Allerdings lachte sie auf, als Damien die anderen schon mal vorausschicken wollte. “Du willst wohl mal gucken, wie es da ganz unten aussieht, was?“ Sie zwinkerte ihm, im Schutz des dämmerigen Lichtes und mit seitlich gedrehtem Kopf zu.
Ein andermal, jetzt nicht … und vor allem, weiter weg von dieser unheilvollen Klappe.
“Raus hier halte ich auch erstmal für eine gute Idee.“ stimmte sie den anderen beiden zu. “Eine heiße Dusche klingt äußerst verlockend.“ Mit einem heimlichen Blick zu Damien. Kommst du mit? sollte dieser Blick bedeuten.

Ja, die Pfeile hatten sie entdeckt. Zum Glück, sonst hätten sie womöglich einen falschen Weg genommen. Wie das am Ende hätte ausgehen können, wollte er sich gar nicht vorstellen.
“Die Idee mit den Pfeilen war gut.“ Auch Damien bestätigte diese Kreativität der beiden Frauen.
“Aber was habt ihr hier unten erwartet?“ Er und vermutlich auch Damien wären wohl schon wieder umgekehrt, als sie die Abstellecke entdeckt hatten. Aber so waren sie nunmal, die Frauen. Neugierig wie nur was … Innerlich grinste er.

Die seltsamen Geräusche, die irgendwie hinter ihnen her zu kriechen schienen, hörte er kaum. Und wenn, dann ordnete er sie leisem Windhauch zu. Wie ein Flüstern. Vermutlich kleine Hirngespinste, weil er sich so unendlich Sorgen um Tessa gemacht hatte.

Zum Glück hatten sie endlich das Ende des finsteren Labyrinths erreicht und Marc stützte Tess ein bisschen, als sie die Treppe hinaufhumpelte. Offenbar war ihr Knöchel nicht allzusehr in Mitleidenschaft gezogen. Jedenfalls hatte sie den Weg tapfer allein zurückgelegt.

Auf die Frage, mit welchem Wagen sie da waren, antwortete Damien, dass Marcs Wagen vor der Kirche stand. Tessas Wagen würden sie später abholen und Jenna war sicher auch nicht zu Fuß hier. Vielleicht würde sie ja auch selbst fahren…
Fragend blickte er die junge Frau an. “Wie bist du hier?“ erkundigte er sich.

Und zu Tessa meinte er. “Ich bring dich erstmal nach Hause und vorher holen wir die Kleine ab.“ Ohne ihre bezaubernde Tochter würde Tessa zuhause sowieso keine Ruhe haben.
“Dein Auto holen wir später.“ Einen seiner Brüder würde er schon für die kleine Spritztour organisieren können. Sie waren zu Stelle, wenn er sie brauchte. Das galt eigentlich auch für die ganze Familie. Seine Eltern hatten sich auch spontan bereiterklärt, die kleine Debbie bei sich aufzunehmen, bis ihre Mutter von ihrer abenteuerlichen Erkundungstour zurückkam.





Jenna unterdrückte ein Schmunzeln. Nach "ganz" da unten würde sie auch nicht wollen. Alle weiteren Gedanken verbannte sie allerdings weit nach hinten in ihrem Gehirn, sonst …. nunja. Nicht drüber nachdenken… Da freute sie sich lieber auf die heiße Dusche. Mit Damien wurde es vermutlich auch gleich doppelt so heiß. Jetzt konnte sie sich ein breites Grinsen doch nicht verkneifen. Zum Glück gingen die beiden anderen voraus und sahen es nicht und Damien bekam einen verlangenden Blick im Halbdunklen.

Eine Weile später hatten sie die Treppe erreicht und galant half Marc Tessa die Treppe hinauf. Sie selbst brauchte keine Hilfe und ließ nun Damiens Hand auch los, die sie bis hierhin gehalten hatte.

“Mein Wagen steht auch hier.“ erwiderte sie auf die Fragen nach dem Fahrzeug. Zumindest, wenn es bis jetzt keiner abgeschleppt hatte, müsste der rostrote Pickup noch um die Ecke stehen.
“Ich kann dich also mitnehmen … wenn du artig bist.“ Jenna bedachte Damien mit einem frechen Blick.

7.40 p.m.




Jenna hatte Mühe, sich ein lautes Auflachen zu verkneifen, als Damien ihr zuflüsterte, sich wie ein Hund auf den Rücken rollen zu wollen, um ihr den Bauch zu zeigen. Ein leises Giggeln konnte sie sich bei der bildlichen Vorstellung dennoch nicht unterdrücken.
“Große Hunde müssen leider auf der Ladefläche mitfahren…“ flüsterte sie zurück und kicherte leise. “Tja und für's Bauchkraulen hab ich meinen Kater… Ich hab da aber schon eine andere Idee für dich…“ Sie wackelte mit den Augenbrauen und stieg, so rasch es ging, die Stufen hinauf.

Draußen war es nicht nur dunkel sondern auch ziemlich kalt. Da war es im Labyrinth fast schon angenehm warm gewesen. Jenna schlang die Arme um ihren Oberkörper und schauderte kurz. Was für ein Glück es dennoch war, endlich wieder draußen zu sein. Sie atmete tief die kalte Winterluft ein und hörte dem kurzen Gespräch zwischen Damien und Marc zu.

“Gute Besserung“ wünschte sie Teresa mit einem warmen Lächeln und sah den beiden hinterher, wie sie langsam in Richtung ihres Autos gingen. Dann wandte sie sich ab, um mit Damien zu ihrer Rostlaube zu eilen. Sie brauchte definitiv dringend einen Kaffee und eine heiße Dusche. Damien folgte ihr auf dem Fuße und sie ahnte, wohin sein Blick ging. Unauffällig, aber durchaus sichtbar wackelte sie beim Gehen mit dem Hintern.

Zum Glück stand der alte Pickup noch da, wo sie ihn abgestellt hatte. Das war auch schon mal NICHT der Fall gewesen. Leise atmete sie auf und trat an die Fahrertür, um den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Nachdem sie eingestiegen war, legte sie sich halb über den Beifahrersitz, um den die Tür für Damien zu öffnen. Das Türschloss hakte, wie so oft und sie schlug mit der Faust kräftig dagegen. Dann öffnete sich mit einem rostigen Knarren die Tür und Damien konnte einsteigen.

“Also ich hab Hunger.“ meinte sie, als er neben ihr saß. “… auf Pizza oder sowas.“ fügte sie hinzu. “…also vorher.“ grinste sie und startete den Motor, der nach ein paar vergeblichen und nahezu beängstigenden Geräuschen ansprang.

“Und du?“

8.00 p.m.





Draußen war es eiskalt. Da kam ihr ihr "Verlies" regelrecht warm vor. Aber bevor sie auf die Idee kam, zu frieren, hängte ihr Damien seine Jacke über. “Danke“ murmelte sie. Das tat jetzt echt gut.
Auf Damiens Kommentar, sie wüsste, wie sie ihn kriegen konnte, erwiderte sie nichts mehr, sondern grinste nur keck.

Zum Glück stand ihre alte Karre nicht allzuweit entfernt und zum Glück lief die Heizung, die sie nach dem Start des Motors auch gleich auf volle Pulle stellte.

“Wieso, läuft doch alles“ antwortete sie auf die Frage nach einem neuen, fahrbaren Untersatz und lachte leise auf. “Sowas "Neues" muss aber auch finanziert warden.“ gab sie zu bedenken und fädelte sich in den laufenden Verkehr ein.

Das Grummeln von der Beifahrerseite kam von Damiens Magen, der auf das Stichwort reagiert hatte. Sie kicherte. Allerdings wurde sie auch wieder ernst, als er ihre Einstellung lobte. Da kribbelte es schon in ihrem Inneren, wenn sie nur daran dachte. Erstmal duschen, dann etwas essen und dann … nunja.

Erstmal brannte ihr eine Frage auf den Lippen. “Wie habt ihr uns da unten eigentlich gefunden?“ Jenna wusste gar nicht mehr, ob sie irgendwas in der Bibliothek zurückgelassen hatten, was den beiden Männern den Weg zu ihrem finsteren Verlies gezeigt hatte. Keine Frage, sie war mehr als froh darüber, dass die Männer sie gesucht hatten. Alleine wären sie da auf keinen Fall rausgekommen. Der Gedanke allein verursachte Bauchschmerzen.

8.20 p.m.



Marc hatte offenbar tatsächlich nach Teresa gesucht. Na Go … wem auch immer sei Dank, dass er das getan hätte. Und zum Glück hatte Teresa auch irgendwas in der Bibliothek liegen lassen, dass den Männern klarmachte, dass nur dieser Gegenstand irgendwie falsch war, wie er hier einsam und verlassen lag.
Jenna ließ selten etwas zurück. Keine Spuren hinterlassen, war ihr Motto. Im Abstreiten, irgendwo gewesen zu sein, war sie schon immer gut und vor allem überzeugend gewesen.

“Der Plan….“ echote sie. “Den hast du nicht zufälligerweise eingesteckt, oder?“ Hoffnungsvoll blickte sie auf ihren attraktiven Beifahrer.
“Da stand irgendso ein Vers drauf von …. Matthias? Keine Ahnung, wie die Jungs von damals heißen.“ Sie wedelte mit der Hand zu den "Jungs".
“Da stand was von einem Schlüssel und ich fand das ganz interessant, dass das ausgerechnet auf einem Kirchenplan stand. “ Angestrengt runzelte sie die Stirn. Hätte sie selbst draufgeguckt, hätte sie es sich besser gemerkt. So hatte Teresa es vorgelesen und da ging schon mal einiges durch die Lappen.
“Da war die Krypta eingezeichnet und Teresa wollte unbedingt mal gucken gehen… weil sie meinte, da wäre sie schon gewesen und dort hätte sie bis dato keine Tür entdeckt.“
Die hatten sie ja dann recht einfach gefunden.
“Und zack, waren wir in dem Gang.“

Aber die Pfeile waren nicht auf ihrem Mist gewachsen.
“Ich habe eigentlich einen recht guten Orientierungssinn.“ erklärte sie.
“Aber Teresa hatte einen Kinderstift in der Tasche und meinte, wir sollten lieber Pfeile machen. Ich hätte vermutlich irgendwann irgendwo mal etwas in den Boden gescharrt.“
Sie lachte auf. “Aber bei meinem Glück hätten sich irgendwelche Ratten ausggerechnet auf meinem Kunstwerk verkloppt.“

Wieder blickte sie zu ihrem Mitfahrer. “Und du? Wild drauflos oder Wachsmalkreide ?“

Kichernd bog sie in eine Seitenstraße und parkte den Pickup vor einer Reihe kleiner Häuser mitten auf der spärlichen Rasenfläche (das mit der weißen Veranda)
“Klein, aber fein.“ Mit diesen Worten stieg sie die kleine Treppe hinauf und öffnete die Haustür behutsam.
“Mister Binx….?“